Ligurien: Urlaub in der zweiten Reihe

Italien: Das Hinterland der ligurischen Westküste lockt mit idyllischen Dörfchen, einer spektakulären Landschaft und einer einzigartigen Küche.

Wenn sich die Touristenströme im Sommer auf der Suche nach Sonne, Strand und Meer alljährlich an die italienische Blumenriviera um San Remo ergießen, ist es eine Überlegung wert, auch einmal abseits vom Trubel die versteckten Reize der Region hinter der Küste zu erkunden. Um es vorwegzunehmen: Eine Expedition in das bergige Hinterland lohnt sich immer. Kleine, in den Berg hineingegossene Dörfchen mit Häusern in verschiedenen Ocker-Tönen aus denen hellgraue Kirchturmspitzen herausragen, verzaubern den Besucher mit dem Charme eines einfachen ländlichen Lebens. Traditionelle Formen des Alltags gehen hier mit der Kunst, diesen in allen Facetten zu genießen, eine eigenwillige Verbindung ein.

Ein Spaziergang durch die kleinen Bergdörfer und malerischen Orte wie Clavi, Lingueglietta, Villa Faraldi, Dolcedo oder das Künstlerdorf Bussana Vecchia ist wie das Eintauchen in eine längst vergangene Zeit. Man sieht förmlich, wie der Ölbauer seinen Olivenkarren mühselig durch die engen und holprigen Gassen schiebt. Steile Steintreppen führen durch gemauerte, bemooste Torbögen vorbei an Häusern, deren Verfallenheit zu ihrem unverwechselbaren Charme beiträgt. Perfektion in der Erhaltung und Pflege der Häuser gibt es hier nicht. Die ganze Szenerie wirkt wie ein Rückblick in Zeiten ohne Fernsehen, Internet und Alltagshektik. Inzwischen haben sich hier auch viele Ausländer, vor allem Deutsche angesiedelt, die sich dem Zauber eines einfachen Landlebens gemischt mit mediterraner Lebens- und Genussfreude nicht entziehen konnten. Hier noch ein hübsches Häuschen zum Kauf zu finden, ist schwierig. „Jetzt verkauft keiner mehr. Die Bewohner wissen, was dieser Platz wert ist“ bestätigt Immobilienexperte Norbert Otto.

 Steile Wege in die Berge

Man erreicht die Dörfer des Hinterlandes von der Küste zumeist über enge, steile, zum Teil einspurige Straßen. Diese schmiegen sich in Serpentinen eng an die steilen Berghänge an. Die Auffahrt zu den höher gelegenen Orten ist damit alles andere als ein Kinderspiel. Einige der Haarnadelkurven lassen sich nur mit einem Rücksetzer bewältigen. Die schmalen Straßen sind gesäumt von Olivenplantagen, Blumenwiesen und alten Mauern, die gelegentlich den Blick auf eines der aus Naturstein gemauerten Dorfhäuser freigeben. Jede Kurve eröffnet neue atemberaubende Ausblicke auf olivenbewachsene Berge, Täler, eine üppige Pflanzenwelt und am Horizont das Meer. Wer sich diesem Schauspiel als Autofahrer jedoch hingibt, läuft Gefahr, auf der schmalen, gewundenen Straße dem Abgrund gefährlich nahe zu kommen oder eines der schnell entgegenkommenden Fahrzeuge zu übersehen. Hupen vor unübersehbaren Kurven ist hier die Regel, damit eventueller Gegenverkehr rechtzeitig informiert wird. Dort angekommen lohnt es, sich die Ortschaften zu Fuß zu erschließen. Die meisten von ihnen sind zudem ideale Ausgangspunkte für Wandertouren in die höher gelegenen Gebirgslagen.

 Ferienwohnung mit Seeblick

Im Gegensatz zur Küste ist es in den ligurischen Dörfern immer noch relativ einfach, im Sommer ein Zimmer oder eine Ferienwohnung mit Terrasse und Seeblick zu erhalten. Das Meer ist zwar von hier aus ein ganzes Stück entfernt, aber die Möglichkeit, auf der Terrasse in der Abendsonne zu sitzen und bei einem Glas Wein in Ruhe den Blick über Berge und Wasser streifen zu lassen, wird dafür entschädigen. Für Wanderer und Radfahrer bieten sich zahlreiche Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden an. Wanderkarten bekommt man in der Regel bei den Fremdenverkehrsämtern des jeweils nächsten größeren Ortes. Wem es in dieser ländlichen Idylle zu einsam wird, der kann sich auch eine Auszeit vom Landurlaub, eine Shoppingtour unter Arkaden in Imperia, einen Besuch im größten Casino Italiens, San Remo, oder auch ein Kaffee-Plausch im Fürstenpalast von Monaco gönnen.

Kulinarische Verführer

Ligurien muss man nicht nur sehen sondern auch schmecken. Während man in den Cafes an der Küste die eine oder andere schmackhafte Pizza oder Pasta findet, verbergen sich die wahren Gourmet-Tempel im Hinterland. Meist sind es relativ einfache und preiswerte traditionelle Restaurants, in denen der einheimische Koch einen Gaumenschmeichler nach dem anderen zu einem Menü komponiert, wie man es besser nicht in einem Sterne-Restaurants von San Remo zu finden vermag. In einer Kombination von Überlieferung und Finesse entstehen kleine Wunderwerke der Kochkunst. Spinatravioli, Kräuterpesto, Tagliatelle, Kaninchenbraten, Rindercarpaccio und verschiedenartig gefüllte Zucchini sind nur wenige „Waffen“ aus dem Arsenal der Leckereien, mit denen hier die Gäste zur Kapitulation vor allen Abnehm- und Diät-Vorsätzen gezwungen werden.

Die ligurischen Spezialitäten werden frisch zubereitet. Viele ihrer Zutaten kommen direkt aus dem Vorgarten oder vom angrenzenden Gemüsefeld. Gewürze wie Rosmarin, Salbei, Dill und Basilikum wachsen wild am Wegesrand. Oft reicht ein kleiner Spaziergang in die nähere Umgebung, um eine vollständige Gewürzmischung für das Menü zusammen zu stellen. Aldo Bracco, der Koch des „Campagnola“ in Tovo lässt sich bei der Zubereitung der Menüs auch mal in die Töpfe schauen und weiht  dem Gast auch einige Geheimnisse seiner Kochkunst ein. Für ihn ist die Zubereitung der Menüs eine Zeremonie, an dem er mindestens soviel Spaß hat wie seine Gäste am Essen. Beim Servieren werden die Gäste darauf aufmerksam gemacht, dass sie einzelne Gänge abwählen können. Will man nicht völlig übersättigt das Restaurant verlassen, sollte man hiervon Gebrauch machen, auch wenn die Wahl des auszulassenden Ganges eine wirkliche Folter ist. Bei der Planung eines Gourmet-Abends sollte man berücksichtigen, dass es hier wie auch in vielen anderen Dorf-Restaurants wichtig ist, rechtzeitig nachzufragen und gegebenenfalls zu reservieren. In einigen von ihnen gibt es das ‚große Menü’ nicht jeden Tag.

Links:

Offizielle Seiten:

www.regione.liguria.it Seite des ligurischen Fremdenverkehrsamtes mit einigen deutschen Informationen
www.turismoinliguria.it Ausführlichere Informationen und Buchungsmöglichkeit

Kommerzielle Angebote mit guten Regionalinformationen, Restaurantführer und Buchungsmöglichkeiten für Unterkünfte:

www.blumenriviera.de
www.in-italia.de

3 thoughts on “Ligurien: Urlaub in der zweiten Reihe

  1. Eine wunderbare Beschreibung des Liguriens abseits der Küsten. Ist die zweite Reihe nicht eigentlich die erste Reihe? Ligurische Refugien im oben abgebildeten Dolcedo-Ripalta und eine Fülle von Informationen findet man auf rivierapur.eu.

  2. Ligurien ist einfach immer eine Reise wert, so nah an Deutschland und doch so anders. Insbesondere die vielen Ferienhäuser in der Region Imperia sind für einen Familienurlaub perfekt geeignet. In den vergangen Jahren wurde auch die Infrastruktur stetig verbessert, so gibt es inzwischen viele Wanderwege, eine tolle Radstrecke direkt am Meer und nicht zuletzt viele saubere und schöne Strände.

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