Die Kellner eilen fleißig hin und Her

Das schönste Wiener Cafe steht in Budapest und heißt New York

Das Cafe New York in BudapestWenn Sie auf erlesene Kaffeehauskultur stehen und gerade in Wien im Hawelka, Sacher oder Central sitzen, dann kaufen Sie sich ein Zugticket und nehmen Sie den nächsten Zug nach Budapest. Dort nach etwa drei Stunden angekommen gehen Sie nach New York, sorry, in das New York in der Erzsébet-Straße. Eigentlich ist es für den Wiener Kaffeehausstil etwas zu prächtig. Und eigentlich ist es auch kein richtiges Wiener Kaffeehaus, aber im Titel klingt es einfach gut. Den Wiener Schmäh der Kellner tauschen Sie hier gegen die etwas servile aber beflissene Professionalität der ungarischen „Tischdiener“. Die nachlässige Eleganz der Landtmann, Griensteidl und Co. gegen den eklektischen italienischen Renaissancestil bis ins Detail. Der Betreiber, die italienische Boscolo-Group nennt es in aller Bescheidenheit „das schönste Café der Welt“.

Wie die meisten seiner Wiener Artgenossen hat das New York auch eine intellektuelle Geschichte. Es war der Treffpunkt von Künstlern und Literaten, denen ja bekanntlich nur in auserwählter Umgebung etwas einfällt. Wie der Name schon sagt, war man hier sehr westlich gesinnt. Deshalb trafen sich hier auch die Herausgeber des Literatur- und Kunstmagazins „Westen“ (Nyugat). Das Journal, das es hier im ungarischen Volltext gibt, hatte solch berühmte Autoren wie Dezső Kosztolányi, Tibor Déry oder László Németh.

Die Kellner waren sich ihrer Funktion als Geburtshelfer großer Ideen bewusst. Wenn einer der Star-Autoren eine Eingebung hatte und sich mit niedrigen Dingen wie Papier und Stift nicht vorsorglich beschäftigt hatte, bekam er diese vom Kellner eilends nachgereicht. War das Geld mal knapp, und das war es unter Literaten nicht selten, dann konnte man hier auch einmal eine kostenlose Mahlzeit bekommen. Heute sollte man allerdings in dem hochpreisigen Café, auch wenn man Literat und knapp bei Kasse ist, eher nicht damit rechnen. Und: Falls Sie dann die „Kleine Literaturplatte“ bestellt haben und Ihnen folgerichtig eine große Idee kommt, stellen Sie sicher, dass Sie Paper und Bleistift oder wenigstens einen Notebook mithaben. Wenn Sie allerdings hier ihren Computer auspacken, wundern Sie sich nicht wenn ihnen die Nachbarn verächtliche Blicke zuwerfen. Denn selbst ein Mac wäre in diesem auserwählten Ambiente ein unverzeihlicher Stilbruch.

Website des Café New York in Budapest

Aktuelles Menü des New York (ungarisch, englisch)

Kaffeehausempfehlungen für Budapest


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.