Der Verfall steht ihr gut
Die heimliche Hauptstadt Portugals, Porto, verzaubert ihre Besucher mit einem morbiden Charme
Graugeränderte Fassaden mit verstaubten Fliesen, enge Gassen und der in der Skyline immer herausragende Turm der Kleriker: Das Flair der portugiesischen Stadt Porto ist einzigartig. Hinzu kommt eine Kultur der Gastlichkeit: Restaurants, Hotels und in der Innenstadt immer mehr um sich greifend: private Unterkünfte über Airbnb, zum Teil in engen Gassen und historischen Häusern.
Dass die Stadt nicht in einem makellosen Sanierungszustand ist, macht einen Teil ihres Charmes aus. In den Häuserwänden fallen die Fliesen (Azulejos) aus, Dachziegel fehlen in den Dächern, alte Fenster hängen schief in den Scharnieren. Auch die Tische und der Tresen in den Cafes sind alt und abgenutzt. Niemand strebt hier nach Perfektion. Doch genau das scheint der Punkt zu sein, der Touristen aus vielen Ländern fasziniert. Alles wirkt auf eine unerklärliche Weise echt und original. Die Häuser und Gassen sind versteinerte Stadtgeschichte.
Majestic, das schönste Café der Stadt
Javier, Kellner im Café Majestic, dem bekanntesten Café der Stadt: „Sicherlich könnten wir das Haus und die Einrichtung erneuern, die halbblinden Spiegel austauschen. Aber dann wäre unser Haus nicht mehr das Gleiche.“ Um Gästemangel braucht er sich hier nicht zu sorgen. Zu Stoßzeiten bildet sich eine Schlange vor der jugendstil-artig verzierten Eingangstür. Die Gäste warten gern, um dann einen Platz an einem der verzierten Holztischchen zu bekommen. Die Bedienung reagiert auf den Andrang mit großer Gelassenheit. Hier hat es niemand eilig und auch wenn Kaffee, Pasteten und Kuchen etwas später kommen, genießen die Gäste die Atmosphäre. Doch auch in Porto gilt: die von den Touristen umdrängten Restaurants sind nicht immer die besten. Wenn man an der Ribeira mit Blick auf den Fluss sitzen und eine portugiesische Spezialität genießen will, muss man das bisweilen mit hohen Preisen, arroganten Kellnern und einer eher mittelmäßigen Küche bezahlen.
Bei den Restaurants, die bei den Touristen am beliebtesten sind, sollte man einiges an Geduld mitbringen. Hier wollen die Gäste etwas vom Kellner und nicht umgekehrt. In den Nebenstraßen der Altstadt entstehen zahlreiche neue Restaurants, einige traditionell und andere modern oder verrückt. Es läuft so ziemlich alles. Das große Ziel der meisten ist, in den Reiseführern und in Tripadvisor empfohlen zu werden.
Der Hingucker: Ponte Dom Louis I, die Stahlbrücke über dem Douro-Fluss
Porto hat Markenzeichen, die sich einprägen. Häufigstes Motiv ist der Ponte Dom Louis I, die Stahlbrücke, die sich über dem Douro-Fluss erstreckt und beide Seiten der Stadt, Porto und Vila Nova de Gaia verbindet. Sie wurde von einem Schüler Gustave Eiffels konstruiert und hat für Porto eine ähnliche Funktion wie der Eiffelturm für Paris. Das Metallkonstrukt mit dem geschwungenen Bogen ist unlösbar mit dem Nimbus der Stadt verbunden. Die Brücke wird nachts angeleuchtet und dominiert dann geradezu die gesamte Szenerie. Auf der Porto-Seite reiht sich an die Brücke eine Flussufer-Pomenade, gesäumt von einer Häuserfront mit zahlreichen kleinen Fenstern und Balkonen. Reihe von Der Torre des Clerigos, der die Skyline auf der Porto-Seite prägt, der Douro-Fluss, der die Stadt teilt in den Porto und Calem-Teil und mit seinen Wein-Kähnen seit Jahrhunderten Transportweg für den Portwein ist und die markante Brücke.
Die Briten erfanden den Portwein
Porto ist nicht nur portugiesisch. Die britische Vorliebe für Dessertweine hat hier ihre Spuren hinterlassen und eine weltbekannte Produktmarke kreiert; den Portwein, der nach Porto benannt ist. Die Briten stoppten den Gärprozess der schweren Trauben, indem sie reinen Alkohol hinzugaben. Dadurch wurde die Süße der Trauben erhalten und nur zum Teil zu Alkohol vergoren.
Die Anbaugebiete für den Wein liegen etwa 100 Kilometer flussaufwärts. Von dort wurden die Trauben flussabwärts verschifft und hier in Porto wird er in verschiedenen Qualitätsstufen ausgebaut. Heute entsteht nur noch ein kleiner Teil des Portweins in Porto selbst. Dafür hat aber jeder der bekannten Hersteller ein eigenes Museum. Sandemann, Calem und Taylor sind klingende Namen für Weingenießer. Jedes der Museen erklärt den Herstellungsprozess des süßlich-schweren Weines. In der Regel endet der Besuch mit einer Verkostung der hauseigenen Marken.