Nero d’Avola und der sizilianische Süden
Triumphierend läuft Dario durch die Reihen und schenkt den Wein der Königsklasse aus: einen Nero d’Avola von 2007, der direkt in den umgebenden Weinbergen gewachsen ist und auch hier ausgebaut wurde. „Der historische Ursprung dieser Rebsorte ist direkt hier!“ erklärt er stolz. Mit Avola, dem Ort, woher er den Namen bezieht, verbinde ihn ansonsten nicht allzu viel. Über die letzten zwanzig Jahre habe man die aus Süditalien stammende Rebsorte so kultiviert, dass aus einem eher simplen Wein eine Sorte der Oberklasse geworden ist. „Nero d’Avola gehört heute zu dem Besten was auf Sizilien wächst“ so Dario Piluso von Planeta, einer der größten Weinhersteller auf der Insel. „Er wird in verschiedenen Regionen angebaut, aber sein volles Aroma entfaltet er hier auf dem eher kargen Boden.“ Er glaubt, dass die Rebsorte, die ihren Namen, „Der Schwarze von Avola“ ihrer dunklen Farbe verdankt, nicht ohne weiteres verpflanzt werden kann, ohne dass sie an Qualität verliert. „Sie wird auch im Westen, bei Trapani angebaut. Dort wird aus ihr aber ein ganz anderer Wein.“
Ob der Wein wirklich ursprünglich aus Sizilien stammt, ist nicht ganz klar. Immerhin wird er auch „Calabrese“ genannt, was auf Kalabrien als Herkunft hindeutet.
Der Weinbauer Planeta, der eine Verkostung veranstaltet, ist in mehreren Regionen Siziliens aktiv und hat Ende der 90er Jahre das Weingut Buonvini in der Nähe von Noto im Südosten Italiens übernommen. Hier werden vor allem die Rebsorten Nero d’ Avola und Moscato Bianco angebaut. Auf den ersten Blick wirkt das Weingut wenig spektakulär. Ein paar kleine ockerfarbene Häuschen liegen verstreut zwischen den Weinfeldern. Die Szenerie wirkt sehr dörflich und einfach. Die Bei der Führung stellt sich heraus, dass die wahren Qualitäten des Weinguts unter der Erde liegen. Alles findet sich in der Cantina Invisibile, der „unsichtbaren Kellerei“. Dort werden die Weine mit modernsten Anlagen ausgebaut und auch die Fässer für die Barrique-Varianten finden sich hier. Man hat die Kelterei bewusst unterirdisch angelegt, um den ländlichen Charakter der Region nicht zu zerstören.
Nero d’Avola gibt es in allen Preisklassen zu kaufen. Entsprechend sind auch die Qualitäten. „Keiner kann einen guten Wein für 1.50 Euro pro Flasche herstellen“ so Dario. „Ein guter Nero d’Avola sollte als Barrique ausgebaut, mindestens drei Jahre alt sein und nicht unter acht Euro kosten.“ Dies sei freilich keine Garantie, dass die teuren Sorten wirklich besser sind.
Doch hat Sizilien nicht nur den Nero d’Avola. Es gibt zahlreiche Sorten, die aus dieser Gegend stammen, bei den Rotweinen etwa Frappanto, Nerello Mascalese, Nerello Cappuccino, Nocera und andere. Bei der Planeta-Verkostung kann man mehrere dieser Sorten probieren. Natürlich werden die Proben in „aufsteigender“ Reihenfolge ausgeschenkt. Ein Verschnitt aus Frappanto und Nero d’Avola kann nicht ganz das Niveau der unverschnittenen Spitzensorte erreichen, offenbart aber eine eigene, unverwechselbare Note. Zur Verkostung gibt es liebevoll arrangierte Häppchen mit Oliven, Schinken und Fisch. Die Auswahl der Antipasti zum Wein ist wie geschaffen, um eine Stimmung von einfachem Landleben und edlem Genuss, die so typisch für den Süden Siziliens ist, hervorzuzaubern.